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Reiserückblick: Vom On- und Off-Leben.

Freitag, 15. August 2008

Mit 21 bin ich mit Freunden durch die Türkei gereist, fünf Wochen lang. Bis zum Ararat sind wir gekommen und ins wilde Kurdistan. Fünf Wochen, in denen meine Familie nur selten von mir hörte: Handy gab es noch nicht, Internet schon gar nicht und selbst die funktionierenden öffentlichen Telefonzellen waren im Osten der Türkei eher rar.

Manchmal frage ich mich, wie wir dieses Kommunikationsloch damals überlebt haben. ;-)

Heute sind wir permanent ver-wlan-t und online oder checken zumindest via iPhone Mails. Ja, manchmal könnte man sich die Frage stellen, wie viel Virtualität das Leben eigentlich verträgt: Sind wir alle Soziopathen, weil uns im Urlaub das Internet ziemlich fehlt? Ist es unnormal, sich morgens auf die ersten Mails zu freuen - oder sollte ich lieber mit anderen Müttern vor dem Kindergarten tratschen wollen? Ist es bedenklich, dass ich einen nicht unwesentlichen Teil meiner Freunde im und über das WWW kennengelernt habe? Wäre es irgendwie “gesünder” abends fernzusehen als mich in Onlineforen zu unterhalten?

Hm.

Ich weiß nicht, was richtig ist und vielleicht vereinsamen wir Onliner ja tatsächlich alle langsam aber sicher, wenn wir uns, nebeneinander in Berliner Cafés sitzend, in dieselben WLAN-Netze einklinken, die iTunes-Liste des Tischnachbarn betrachten und twittern statt uns “ganz normal” zu unterhalten. Ja, manchmal finde auch ich diese Vision einer zunehmend virtuelleren Welt ein wenig ... beängstigend.

Aber wieso eigentlich?

Fakt ist: Ich picke mir das besten aus “beiden Welten” heraus. Ich will ja gar nicht mit Kindergartenmüttern über die letzten Dorfeklats sprechen - wenn auf der anderen Seite spannendere eMails warten. Ich will ja gar nicht fernsehen - was auch, wenn ich mir das Fernsehprogramm mal suchend angucke. Und Freunde kann man ja grundsätzlich nie genug haben, oder? Und vor allem könnte ich heute gar nicht so arbeiten, wie ich lebe (um hier Wir nennen es Arbeit. zu zitieren), und das wäre tatsächlich ein ziemlicher Verlust.

Nein, das Internet und seine digitalen Möglichkeiten machen das Leben offen und weit - viel weiter als das Auge reicht. Alles scheint möglich, vieles ist es tatsächlich. Und ich finde das gut so.

# Susanne Ackstaller am 15. August 2008 um 21:27 Uhr
Arbeiten


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