Vor 60 Jahren

Vor sechzig Jahren war er also vorbei, dieser schreckliche Krieg.

Ich habe die Berichte in den letzten Wochen mit Interesse verfolgt. Und mit Tränen. Insbesondere die Schilderungen der Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen ... Ich wage mir nicht vorstellen, wie es sein muss, mit Kindern so etwas durchmachen zu müssen. Wie man sich fühlt, sein erfrorenes Baby am Wegesrand liegen zu lassen. Für die Kinder nicht zu essen zu haben. Das letzte Flüchtlingsschiff nicht zu erreichen oder unter Lebensgefahr über die gefrorene See zu fliehen ...

Ich hoffe nur, dass so etwas nie nie nie wieder geschieht. Und weiß doch, dass es immer und immer wieder geschehen wird, vielleicht nicht in Europa, aber doch irgendwo auf dieser schrecklich-schönen Welt.

Meine Mutter war auch ein Flüchtlingskind.  Manchmal - selten - bitte ich sie, davon zu erzählen: Mit dem Viehtransport wurden sie aus Böhmen vertrieben. Mein Opa war in Kriegsgefangenschaft, meine Oma ganz alleine mit ihr und meiner Ur-Großmutter unterwegs. Noch in den letzten Kriegstagen hatte sie sich den Arm gebrochen, da eilte meine Oma mit ihr im Leiterwagen durch den Wald, in dem gerade geschossen wurde, ins nächste Krankenhaus. Dort - so hat man ihr eingebläut - durfte sie auf keinen Fall etwas sagen, damit das tschechische Krankenhauspersonal nicht merkte, dass meine Mutter und meine Oma Deutsche waren ...

Erst einmal war meine Mutter seitdem in Ulrichschlag bei Neuhaus, wo ihr Elternhaus steht. Und ich - ich war noch nie dort. Ich sollte mal hinfahren, bevor sich niemand mehr erinnert ...

Susanne Ackstaller am Samstag, 07. Mai 2005 um 16:03 Uhr

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