Samstagvormittag im Buchladen. Gleich neben dem Eingang ein ganzer Stapel “Atemschaukel”. Darauf ein dicker, fetter Aufkleber: “Nobelpreis für Literatur 2009”.
Natürlich greife ich danach. Lese den Text auf der Umschlagseite:
“Ich setzte mich an den Tisch und wartete auf Mitternacht. Und Mitternacht kam, aber die Patrouille hatte Verspätung. Drei Stunden mussten vergehen, das hielt man fast nicht aus. Dann waren sie da. Die Mutter hielt mir den Mantel mit dem schwarzen Samtbündchen. Ich schlüpfte hinein. Sie weinte. ich zog die grünen Handschuhe an. Auf dem Holzgang, genau dort, wo die Gasuhr ist, sagte die Großmutter: ICH WEISS DU KOMMST WIEDER.”
Eine so starke, prägnante Sprache. Klar und einfach. So klar und einfach, dass ihr deutsche Richter vermutlich die Schöpfungshöhe absprechen würden.
Beim nächsten Mal mache ich die Probe aufs Exempel. ;-)
Susanne Ackstaller am Montag, 19. Oktober 2009 um 12:30 Uhr
Leben | Permalink | Druckversion | 3096 Aufrufe
Tags: schöpfungshöhe, nobelpreis, herta müllerNächster Eintrag: Mittwochssammelsurium, kurzgebloggt.
Vorheriger Eintrag: „Don’t let the bastards bring you down.“